Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.4                                                   September 1993


Wanderwege in der Stubbenkammer

Heute stellen wir Ihnen Wanderwege in der Stubbenkammer vor. Diese Beschreibung ist ein Auszug aus "Die schöne Stubnitz", entworfen von Max Koch unter Mitarbeit von Mittelschullehrer Siefke in Sassnitz .

Waldhalle - Stubbenkammer (erstere ¾ Stunden, letztere 2 1/2 Stunden).

Unter den hervorragenden Landschaften nicht nur Rügens, sondern der ganzen deutschen Meeresküste, nimmt Stubbenkammer und der Wanderweg dorthin mit seinen imposanten Kreidefelsen und seinem prächtigen Buchenwald unbestritten den ersten Rang ein. Es hat kein anderer Punkt an den nordischen Küsten so Schönheiten aufzuweisen, wie diese Partie Zusammenklang der Farben des blauen Meeres, des und der weißen Kreidefelsen darbietet.

Der ganze östliche Teil der Halbinsel Jasmund von Sassnitz bis Stubbenkammer besteht aus einer ununterbrochenen Kette von mehr oder minder eigenartig gestalteten Kreidefelsen in wechselnder Höhe bis zu 130 Meter, die mit Gestrüpp bewachsen und auf ihrer Höhe mit dem schönen Buchenwald der Stubnitz gekrönt ist. Viele Bäche durchschneiden Waldschluchten. Mehrere Vorsprünge, Orte, genannt, ragen in die See hinein und bilden wiederum größere Buchten, wodurch das ganze Ufer ein wechselvolles Gepräge erhält.

Am höchsten erhebt sich das Ufer bei Stubbenkammer, das den Abschluß dieser Kreidefelsen bildet und zugleich in seinem Formenreichtum die größten landschaftlichen Schönheiten entfaltet. Um auf den Uferweg nach Stubbenkammer zu gelangen, wählt man entweder Waldeingang Strandpromenade (la - Prinzenweg) oder Waldeingang Waldhalle und geht im Walde ostwärts, sich immer möglichst nahe der Küste haltend (Uferweg). Den ersten Aussichtspunkt bietet die Bläse mit dem sehr schönen Blick auf die Bucht und den Hengst. (Von hier aus kann man frühmorgens das herrliche Schauspiel beobachten, wie die Sonne aus dem Meere emporsteigt.)

Man kommt an der Piratenschlucht vorbei (der Sage nach ein Schlupfwinke1 Störtebeckers) zum Hengst mit seinem Burgwall aus vorwendischer Zeit. Über den Lenzer Bach gelangt man zur Cäci1iensicht, über den Wissower Bach und dann zu den schroffen Wissower Klinken. Dort liegt etwas links waldeinwärts die Restauration Waldhalle.

Statt an den Blockhäusern vorbei kann mach auch bei der Piratenschlucht (lb) oder beim letzten Aufstieg (lc) auf den beschriebenen Weg gelangen. An der Bläse ist man schon am Strande vorbeigegangen. Auf dem kürzesten Weg gelangt man zur Waldhalle immer geradeaus (Königsstuhlweg), etwa 100 bis 200 Meter vom Ufer entfernt gehend. Von der Waldhalle aus führt der Königsstuhlweg nach Stubbenkammer.

Auf der ersten Anhöhe biegt man rechts ab zur Ernst-Moritz-Arndt Sicht, von wo sich die Klinken besonders schön darstellen. Dann geht man zurück und bleibt auf dem Königsstuhlweg. Nach 30 bis 35 Minuten steigt man zum Kieler Bach hinab. Dieser ist leicht an seinem außerordentlich breiten und tiefen Bett zu erkennen, an der man auf Stufen zum Sandstrand hinabgelangen kann. Die Breite der Schlucht am Ausgange ist durch einen Kreidebruch entstanden, der bis 1893 in Betrieb war. Nach einigen Stufen des Abstieges zeigt sich links ein kleiner Pfad (Hohenzollerweg), der in 5 Minuten zur Auguste-Viktoria-Sicht führt, einem an der Vereinigung des Briesnitzer und Kieler Baches tief gelegenen Waldplatz mit Blick auf die See.

Vom Kieler Bach an läuft der Königsstuhlweg dicht am Ufer. Der nächste Aussichtspunkt heißt Kieler Ufer; in tiefer Waldschlucht murmelt der Kollicker Bach. Gegenüber der nächsten, etwas vorspringenden Uferstrecke, dem Kollicker Ort, erblickt man nach einer weiteren knappen Stunde die Kreidewand der Stubbenkammer. Ein unvergeßlicher Blick ist der in die groteske Felsbildung von der Viktoria-Sicht aus, so benannt nach dem Besuch der Kronprinzessin Viktoria und Kaiser Wilhelm I. am 10. Juni 1865. 2 Minuten weiter folgt Wilhelm I. Sicht mit Blick auf den Königsstuhl, den man als Ziel dann in 5 Minuten erreicht. Zwischen der Wilhelms-Sicht und dem Königsstuhl liegt eine tiefe Schlucht, in welcher sich ein Zickzackweg zum Strande und zu den Dampferanlegebrücken hinabwindet (heute führt eine etwa 3 Meter hohe Leiter an den Strand, die Anlegebrücken gibt es nicht mehr).

Die Königsstiege zum Königsstuhl führt über ein altes Hünengrab, dessen östliche Hälfte mit dem darunter liegenden Erdreich bereits in die Tiefe gestürzt ist; es wird das Königsgrab genannt. Der Königsstuhl soll seinen Namen daher erhalten haben, daß König Karl XII. von Schweden von hier aus eine Seeschlacht gegen die Dänen am 5. August 1715 beobachtete. Ob letzteres richtig, ist allerdings ungewiß, weil der Name Königsstuhl bereits aus dem Jahre 1584 bekannt ist. In Wirklichkeit hat der Ort seinen Namen wohl wegen seiner imposanten majestätischen Gestalt erhalten. Die Aussicht vom Königsstuhl ist großartig schön und für jeden, der hier einmal geweilt hat, unvergeßlich. Diese Uferbildung ist die größte an der Küste und erhebt sich schroff vom Strande in einer Höhe von 129 Metern (nach heutigen Messungen 117,5 m), gekrönt von herrlichen Buchen. Zur Rechten und zur Linken wandert der Blick über die gewaltigen Kreidefelsen die steil aus dem Meer emporragen, und seewärts ist meilenweit nichts zu sehen als das unendliche Meer.


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 01.08.1998

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