Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.1                                                 März 1992


Aus dem Nationalpark Jasmund: Das Jahr 1 im Rückblick (1991)

Am 12. September 1990 wurden in der damaligen DDR die ersten Nationalparke und Großschutzgebiete wenige Tage vor der deutschen Vereinigung per Gesetz bestätigt. Die folgenden Monate bis zum Jahresende versuchte eine Aufbauleitung, bestehend aus ein, zwei und ab Dezember 3 Personen, die ersten Schritte eines Verwaltungsaufbaus zu gehen. In diese Zeit fiel auch die Bereitschafserklärung der Hamburger Umweltbehörde, den Nationalpark Jasmund zu unterstützen. Fand die Aufbauleitung 1990 eine Bleibe in einem Büro des Technik-Bereiches des ehemaligen Fischfang Sassnitz, so konnte ab Januar 1991 ein großzügiges Angebot der Kreidewerk Rügen GmbH genutzt werden, die zuerst 3 und später 5 Räume zu günstigen Bedingungen zur Verfügung stellte.

Solange noch kein arbeitsfähiges Nationalparkamt durch das Umweltministerium das Landes gebildet war, kam es in den ersten Monaten des Jahres 1991 darauf an, sich den Aufgaben, die sich aus der Umsetzung der Nationalparkverordnung ergaben, zu stellen. Das betraf sowohl die kartenmäßige Umsetzung der Festlegungen, die Klärung der Eigentumsverhältnisse und die Einflußnahme auf die in Bewegung geratene Planung dar Gemeinden.

Ferner galt es, die Saison 1991 vorzubereiten und den Nationalparkgedanken nach außen zu tragen.

Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, daß auf das Gebiet eine Besucherbelastung ungekannten Ausmaßes zukommen und die Bilanz am Jahresende eine Besucherzahl von etwa 1 Million ausweisen würde.

Es kam darauf an, den Nationalpark Jasmund publik zu machen. Mit der Unterstützung der Stadtverwaltung Sassnitz und großzügiger Spenden seitens der Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutz gefährdeter Pflanzen sowie der Förderung von Loki Schmidt (alle Hamburg) konnte vor Ostern ein 12-seitiges Faltblatt herausgegeben werden.

Dank der Oberförsterei Werder und Kräften der Stadt Sassnitz gelang es, noch vor Beginn der Saison Veränderungen an der Wegeführung im Bereich Königsstuhl und am Hochuferweg durchzuführen.

Ostern 1991, mit etwa 25 000 Besuchern in 4 Tagen, zeigte in krassester Weise die Unzulänglichkeiten vor allem im Bereich des ruhenden Verkehrs auf. Verstellte Waldwege, mißachtete Verkehrszeichen und beparkte (geschützte) Wiesen waren die Folge fehlender Voraussetzungen zur Regelung eines derartigen Besucherandranges.

Einmal mehr zeigte sich, daß Auffangparkplätze die einzige Alternative darstellen.

Gemeinsame Beratungen mit den Gemeinden führten zu zwei wichtigen Maßnahmen in Vorbereitung der Saison:

1. Zu Pfingsten erfolgt eine Sperrung der Straße Stubbenkammer von der Hagener Kreuzung an. Ein Wiesenkomplex in Hagen wird provisorisch Parkplatz und ein Pendelverkehr wird eingerichtet.

2. Die Stadt Sassnitz setzt für 6 Monate 30 ABM-Kräfte als

Verkehrlenker ein.

Es zeigte sich, daß beide Maßnahmen, trotz sicherlich vieler Mängel und Schwächen, erfolgereiche Methoden waren, um Schlimmstes abzuwenden.

Ein Dank all denen, die Verständnis zeigten und halfen.

Im Oktober wurde, nach langem Hin und Her bei der Klärung der Eigentumsfragen von Grund und Boden, mit dem Bau des Parkplatzes Hagen begonnen. Ohne Nutzung der Parkplatzes zur Saison 1992 ist das Verkehrsproblem nicht zu beharrschen.

Im März 1991 trafen sich Bürger zur Gründung des "Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund", der nach seiner Eintragung ins Vereinsregister im August seine Arbeit aufnahm.

Mitte August konnten, nachdem im Juli das Nationalparkamt (Sitz in Speck) gegründet und die Aufbauleitung zu einer Außenstelle dieses Amtes mit fünf Bediensteten umbenannt wurde, die ersten Mitarbeiter der Nationalparkwacht eingestellt werden.

Nationalparkwächter sind Ansprechpartner für die Besucher, aber auch Kontrolleure der Einhaltung der Gesetzesforderungen. Im Spätsommer wurde an der Victoria-Sicht eine neue Plattform angebracht und die Fläche davor mit Feuerstein und Kreide befestigt. Die bisherige Aussichtsplattform garantierte die Sicherheit der Besucher nicht mehr.

Im November wurde dann auch der Königsstuhl mit bodenständigem Material restauriert, d.h. das Niveau des Plateaus wurde um mehrere Zentimeter durch Aufbringen von Feuersteinen und einem Kreide-Feuerstein-Gemisch angehoben. Beide Maßnahmen wurden durch Mittel der Stadtverwaltung Sassnitz finanziert und durch ABM-Kräfte bzw. Gewerbetreibende der Stadt ausgeführt.

Ende des Jahres erhielt die Außenstelle, dank vieler Absprachen zwischen Land, Bundesvermögensamt und Bundeswehr, das Fachwerkhaus am Königsstuhl als neue Wirkungstätte zugewiesen.

Ein neues und nicht einfaches Nationalparkjahr steht bevor.

Allseitiges Verständnis, Hilfe und jegliche Unterstützung werden dankbar angenommen.

Manfred Kutscher


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 15.10.1998

Zurück zum Index

Zurück zur Homepage des Fördervereins