Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.2                                                   November 1992


Amphibienwanderung 1992

Auf Grund der gleichbleibend niedrigen Temperaturen (unter 5°C) wurde der Krötenzaun im Vergleich zu den Vorjahren erst ziemlich spät (24.03.1992) aufgebaut. Selbst zu diesem Zeitpunkt wurde noch keine starke Wanderung festgestellt.

In der Zeit der Wanderung gab es nur geringe Temperaturschwankungen, im Bereich zwischen -1° und 9°C.

Die Durchschnittstemperatur lag bei 4°C. Diese niedrigen Temperaturen könnten eine Ursache für die geringe Gesamtzahl der erfaßten Lurche von ca. 800 Stück, also ein Fünftel des Vorjahres sein. Weiterhin könnten die geringen Niederschläge in den letzten Jahren, was das Austrocknen einiger Feuchtbiotope bewirkte, den Rückgang der Bestände beeinflußt haben.

Auf Grund günstiger Voraussetzungen (bezüglich Zaunmaterial, Zahl der Mitarbeiter und auch zeitlich) war es in diesem Jahr möglich, noch einen 3. Zaun, im Bereich der alten Kieskuhle zu errichten, denn auch hier befindet sich ein Hauptwandergebiet der Erdkröte.

An einem warmen sonnigen Nachmittag (12.04.1992) wurden im Teich der alten Kieskuhle einige hundert Erdkröten, sich tummelnd und bei ihrer Paarung beobachtet. Sehr interessant war das Umklammerungsverhalten der Kröten. Beim Hineinhalten der Hände in das Wasser krochen sie auf die Arme und umklammerten diese.

Im Bestimmungsschlüssel für Amphibien und Reptilien der BRD, herausgegeben vom Deutschen Jugendbund für Naturbeobachtungen, ist auf Seite 15 unter anderem zu lesen:

"Froschlurche umklammern zur Paarungszeit alles von der Größe her in etwa Passende, also auch artfremde Weibchen. Sogar Fische und unter ihren Bauch geschobene Finger wurden festgehalten".

Somit erklären sich auch Gruppenverklammerungen von 6 - 8 Kröten zu einem Knäuel. Am 04.04.92 wurde am Krötenzaun ein von einem Erdkrötenmännchen umklammertes Grasfroschweibchen umgesetzt.

Auf der Straße überfahrene Tiere wurden 33 Stuck erfaßt. Die wirkliche Zahl liegt nach Aussagen weiterer Beobachtungen von Naturschützern mindestens doppelt so hoch. Besonders an der Kieskuhle müßte der Zaun ca. 200 m länger sein.

Weiterhin bleibt zu überprüfen, in wieweit die alten Hechte im Teich der Kieskuhle den Bestand der Kröten gefährden.

Abschließend sei noch gesagt, daß die Laichzeiten der einzelnen Amphibienarten sehr unterschiedlich sind, laut dem genannten Bestimmungsschlüssel vom DJN ist die Laichzeit z.B. beim Grasfrosch Ende Februar bis April, Laubfrosch April bis Juni oder Erdkröte Anfang März bis April usw.

Joachim Timm


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 05.08.1998

Zurück zum Index

Zurück zur Homepage des Fördervereins