Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.1                                                 März 1992


Amphibienwanderung 1991

Im März beginnt sie wieder, die Wanderung der Kröten, Frösche und Molche zeitlich je nach Witterung zu ihren Laichgewässern. Nun wäre das nicht weiter bemerkenswert, wenn sie nicht teilweise die Eigenart aufweisen würden, immer jene Gewässer aufzusuchen, in denen sie geboren wurden. .

Der aufmerksame Besucher stellt auf dem Weg zum Königsstuhl fest, daß die Straße willkürlich Lebensräume durchschneidet und Feuchtsenken nicht mittels Brücken, sondern Dämmen überwindet.

Zur Zeit der Laichwanderung müssen also die geschlechtsreifen, paarungsbereiten Tiere Wege und vor allem Straßen überqueren, auf denen eine Gefahr lauert, das Überfahrenwerden.

Da die heimischen Lurche ausnahmslos zu den geschützten Arten gehören, bedeutet Schutz auch die Verringerung dieser Gefahr. Sicherste Methode, wenn nicht durch Brücken oder Kanäle eine Straßenüber- und -unterquerung möglich ist, ist das Aufstellen sogenannter "Krötenzaune". Die Tiere erreichen bei ihrer Wanderung den Straßenrand, wandern, da sie ihn nicht übersteigen können, am Zaun entlang und gelangen so in ein Sammelgefäß. In diesen Gefäßen werden sie dann manuell auf die andere Seite der Straße gebracht, wo sie ihren Weg fortsetzen können (gleichzeitig ist hier eine Artenbestimmung und Zahlung möglich). Nun findet diese Wanderung nicht täglich und in gleicher Menge statt, sondern sie ist stark abhängig von den Witterungsbedingungen. Feuchtwarmes Wetter wird bevorzugt, während bei Kälte ganz und Trockenheit fast die Wanderung zum Erliegen kommt.

Zählungen haben ergeben, daß der 1991 wieder aufgebaute Krötenzaun im Nationalpark zwar Verluste in der Gesamtzahl der Individuen gegenüber den Vorjahren anzeigte (u.a. durch die Trockenheit der letzten Jahre bedingt), aber die Individuenzahlen/Tag zwischen 0 und 750 betrugen. Insgesamt sind 1991 an dieser Stelle, unter Kontrolle der Zaunbetreuer, in der Zeit vom 18.03. bis 16.04. 4040 Tiere "über die Straße" gebracht worden. Davon waren je über 1 000 Grasfrösche und Teichmolche, 700 Erdkröten, 400 Spring- und Moorfrösche und nur 11 Laubfrösche und 23 Rotbauch-Unken. Aus den Tageszahlen ergibt sich aber auch, daß die Auffangbehälter zu Spitzenzeiten täglich in den Morgen- und Abendstunden mehrfach geleert werden müssen, um zu verhindern, daß die Tiere sich gegenseitig erdrücken.

Es kommt also nicht nur darauf an, einen Schutzzaun aufzustellen, sondern auch die Behälter zu kontrollieren, die Tiere aus wissenschaftlichen oder Artschutzgründen zu bestimmen und zu zählen.

In den nächsten Jahre müssen die in den Vorjahren gewonnenen

Erkenntnisse umgesetzt und eventuell weitere Bestandsüberwachungen durchgeführt werden.

Joachim Timm


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 15.10.1998

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