Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.7                                                   Januar 1995


Jahresbilanz 1994

Liebe Vereinsmitglieder. wieder ist ein Jahr fast zu Ende. Vor uns stehen nur noch die Weihnachtsfeiertage als Konzentrationspunkt. Also wieder Zeit Bilanz zu ziehen. Fangen wir mit dem Medienspektakel des Januar an - die Brücke zum Königsstuhl. Es wurde viel darüber geschrieben und gesagt. Kreis- und Stadtverwaltung haben sich auf die Schulter geklopft und festgestellt, daß sie keinerlei Schuld trifft. Das Innenministerium hat eine Untersuchung abgelehnt, also blieb nur noch einer übrig. Bei dem Gedanken an die ganze Sache. ist mir natürlich nicht ganz wohl. Irgendwie fühle ich mich auch immer hintergangen. Die Prinzipskizzen zeigten bei weitem nicht das, was hinterher angeliefert wurde Was also bleibt. ist ein bitterer Nachgeschmack und. der Vorsatz, Modelle und Zeichnungen maßstabsgerecht in die Landschaft eingepaßt zu verlangen .Aber es bleibt auch das Mißtrauen. wenn Kritik gesagt wurden zu kontrollieren. ob diese auch Berücksichtigung gefunden haben bei der Baufirma. Schließlich hatten wir seit März 1992 mehrfach darauf hingewiesen. daß das noch nicht stimmig ist. Mit einem "Ja. Ihre Hinweise, Herr Klötzer, sind eingearbeitet" werde ich mich nicht mehr zufrieden geben. Vertrauen ist gut, Mißtrauen besser. Soweit zu diesem Thema. Die Brücke liegt in Sassnitz-Dwasieden und harrt der Dinge, die da kommen werden. Als Bauwerk gar nicht so schlecht, besonders geeignet für das Überspannen von Tälern.

Erfreulich ist, daß das Konzept für den Militärbereich Königsstuhl nachvollziehbare Formen annimmt . Es ist allerdings immer noch keine Freigabe der Liegenschaften durch den Bund erfolgt. Wir können also mit der Stadt Sassnitz und dem Architektenbüro viele schöne Gedanken bringen, im Moment bleibt es Papier. Im Rahmen des Reagierens auf die Touristen sind wir auch ein ganzes Stück vorangekommen. Der Abstieg vom Königsstuhl zum Strand wird Dank der aktiven Unterstützung des Forstamtes mit ABM-Kräften erneuert. Auch der Bereich Sassnitz - Wedding - Waldhalle ist in einem guten Zustand. Hier haben Revierkräfte des Revieres Sassnitz und vor allem eine ABM-Brigade des Verbandes Insula Rugia viel geleistet Derzeit werden die Wege im gesamten Bereich Königsstuhl Victoriasicht mit neuem Belag ausgestattet. Über 200 t sind dafür angefahren worden. Auch dies ist im Rahmen der durch die Forstverwaltung angemeldeten ABM möglich geworden.

Dies leitet über zu den wissenschaftlichen Arbeiten. die dieses Jahr durchgeführt worden sind. Zum einen haben wir eine sehr interessante Arbeit über das "Spannungsfeld Tourismus - Natur" von Herrn Grünewald. Sie beinhaltet sowohl Besucherbefragungen als auch Besucherzählungen Erwähnt sei hier nur. daß im Raum Golcha-Tal an 3 verschiedenen Zähltagen über 1.000 Besucher je Stunde gezählt wurden (Spitzenwert 1.188 Besucher am 11.08.94 zwischen 15.00 und 16.00 Uhr). Die anderen Arbeiten beschäftigen sich vorrangig mit der Naturausstattung. Nadja Cools und Tammo Schacht haben über die Kreidebrüche gearbeitet und Christina Paulson hat unsere Moore genauer unter die Lupe genommen. Ein Artikel dieser Ausgabe wird die letztgenannte Arbeit kurz vorstellen.

Die Zusammenarbeit mit den universitären Einrichtungen ist sehr unterschiedlich. Bei den Geologen ist diese, bedingt durch Herrn Schnick, sehr eng. Mit anderen Hochschulen bzw. Universitäten ist die Zusammenarbeit sporadisch und vorrangig auf Exkursionen beschränkt. Mit der TU Berlin verbindet uns über die Praktikantin Carin Kornetzny derzeit eine engere Zusammenarbeit, da der Studienjahrgang eine Projektarbeit über die Halbinsel Jasmund anfertigt, in der Zusammenarbeit mit den Gemeinden ist auch Kontinuität eingezogen, wobei Sassnitz bis Anfang Dezember nur mit einem stellvertretenden Bürgermeister besetzt war und die Arbeit erst jetzt dadurch aktiviert wird. Wir werden über die Stadt- bzw. Amtsverwaltung weitgehend auf den laufenden gehalten. Es ist auch in Auswertung der Saison wieder ein Rundtischgespräch mit den Bürgermeistern geplant.

Gleiches gilt für die Direktoren der Schulen auf Jasmund. Hier hat sich der Bedarf an Betreuung und Vorträgen für Schulklassen erhöht. Dank der Commerzbank-Praktikantinnen konnte dieser auch weitestgehend gedeckt werden. Auch mit den Jägern des Gebietes hat sich die Zusammenarbeit verbessert. Allerdings ist das bis jetzt noch nicht ausreichend. Defizite gibt es auch immer noch in der Akzeptanzarbeit mit der Bevölkerung. Über die Beziehung zum Forstamt Werder ist der nachfolgende Artikel eingefügt. Im Punkt der Veröffentlichungen sind wird dieses Jahr in unserer Regionalzeitung sehr aktiv gewesen. Aber was Faltblätter und Schautafeln betrifft Sind wir über das Schubladenstadium immer noch nicht hinausgekommen. Selbst die schon lange avisierte Slawentafel ist erst jetzt im Stadium der Endfertigung. Auf diesem Gebiet müssen wir kommendes Jahr aktiver werden. Ich hoffe, daß es uns auch endlich gelingt, die Eingangsbereiche im kommenden Jahr aufzubauen - damit auch der Autofahrer sofort sieht, wo er sich befindet.

Vor Ostern ist auch wieder eine große Frühiahrsmüllsammlung geplant. Die Sammlung in diesem Jahr hat wieder mehrere Tonnen erbracht. Leider sind nur wenige Fördervereinsmitglieder dabei gewesen. Ich hoffe, daß sich das ändert.

Für die Fördervereinsmitglieder ist vielleicht auch interessant, daß wir wie alle Nationalparke nun auch ein computergestützes Besucherinformationssystem besitzen. Damit kann der Besucher mit Hilfe von Bildschirm und Tastatur vieles über den Nationalpark Jasmund erfahren. IBM Deutschland hat dieses System gesponsort. Das Füttern mit Daten und Bildern lag dann auf unserem Tisch und hat uns sehr viel Kraft gekostet. Hier sei noch einmal ganz herzlich unserem Vereinsmitglied Olaf Teschke gedankt. Wer das System ausprobieren möchte, muß allerdings ins Jagdschloß Granitz, da wir noch kein Besucherinformationszentrum haben, konnten wir es erstmal dort installieren. Herr Mikschat, der Leiter des Jagdschlosses, hat dies als weitere willkommene Attraktion sehr gut unterstützt. Insgesamt ist im vergangenen Jahr viel geschafft worden Zum Abschluß noch ein paar Zahlen bis einschließlich Oktober 1994:

Exkursionen und Führungen: 301

Vorträge : 27

Dies untermauert die steigende Akzeptanz und Anforderungen deutlich und läßt uns für die kommende Saison viel Mut schöpfen.

Gerd Klötzer


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 18.07.1998

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