Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.7                                                   Januar 1995


Fossilien der Rügener Schreibkreide (III)

Die ersten zwei Berichte stellten Seeigel vor. Diese Versteinerungen kann bei sehr viel Glück jeder finden, denn zum einen sind sie oft mit Feuerstein ausgefüllt, und zum anderen ist die Seeigelschale doch recht unempfindlich. Bester Beweis sind Plattenreste und Stacheln im Strandsand, die schon so mancher Welle getrotzt haben. Anders verhält es sich mit der heute vorgestellten Fossilgruppe, den Ammoniten. Diese Weichtierordnung hat in ihrer nahen Verwandschaft den noch heute lebenden Nautilus und die Tinten"fische" Sie gehört. wie die Träger der ebenfalls aus der Kreide bekannten "Donnerkeile" zu den Kopffüßlern, ist aber. genau wie diese am Ende der Kreidezeit ausgestorben. Vor uns liegen also die letzten Nachweise einer Tiergruppe, deren Entwicklungsgeschichte vor etwa 500 Millionen Jahren begann und die ihre Blütezeit im Jura und in der Kreide erlebte.

Typisch für Ammoniten ist die planspirale Einrollung des Gehäuses, in dem das tintenfischähnliche Tier lebte. Beim Wachstum des Tieres wurde (wie z.B. bei den Gehäuseschnecken) auch das Gehäuse erweitert. Dabei wurde im nicht benötigten zu engen Gehäuseteil eine Wand gezogen. Die so entstandenen Kammern waren nur durch einen Verbindungs"schlauch" (Sipho) miteinander verbunden, über den vermutlich der Gasdruck gereqelt wurde. Das Auftreffen der Kammertrennwände auf die Gehäuse erfolgte anfangs bogenförmig (wie beim heutigen Nautilus), später in einer komplizierten, vielfach geschlitzten Wellenlinie (Loben ), die aber nur dann sichtbar ist. wenn die Gehäuseschale fehlt.

Bei den Rügener Kreideammoniten sind Reste der Loben nur vereinzelt nachweisbar da es sich um Kreide-Steinkerne handelt. D.h., das Fossil ist so weich wie die ungebundene Kreide und schon bei der ersten Ostseewelle würde daraus Schlämmkreide. Obwohl die Schale frühzeitig gelöst wurde, sind aber dennoch Details der ehemaligen Schale erkennbar (Rippen, Knoten u.a.). Bei den sogenannten Prägesteinkernen hat sich durch Sedimentdruck die strukturlose Sedimentfüllung des Gehäuses in den Gehäuseabdruck gepreßt. So ist wieder ein Positiv entstanden.

Die Steinkerne in der Rügener Kreide sind nur haltbar, wenn sie nach der Präparation entsprechend gehärtet werden.

Die größten Rügener Kreideammoniten erreichten durchaus einen Durchmesser von mehr als 20 cm und eine Breite von cm und bei gestreckten Arten eine Länge von über 30 cm.

Manfred Kutscher


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 18.07.1998

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