Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.10                                                   August 1996


Gemeinsame Forschungen des Institutes für Ökologie in Kloster und des Nationalparkamtes Rügen

Im Rahmen des Nationalparkprogrammes der DDR entstand 1990 auf Rügen der Nationalpark Jasmund. Das wesentIiche Ziel von Nationalparken ist der Schutz ungestörter Naturprozesse. Dazu zahlt die komplexe Dvnamik an der großartigen Kreideküste und dem vorgelagerten Flachwasser. Die Steilufer Jasmunds sind seit vielen Jahrzehnten Gegenstand der Forschung und Lehre Greifswalder Geologen und Biologen, ihre Arbeiten waren wesentliche Voraussetzung für die Ausweisung des Gebietes als Nationalpark.

Für das ufernahe Flachwasser lagen dagegen noch keine systematischen Untersuchungen vor. Obwohl in diesem Gebiet das einzige Felslitoral an der deutschen Ostseeküste liegt, verhinderten das DDR-Grenzregime und die fehlenden technischen Voraussetzungen Forschungsarbeiten. So wurde ohne hinreichende wissenschaftliche Begründung die 10-m-Tiefenlinie als Ostgrenze des Nationalparkes festgesetzt.

Mit Inkrafttreten der Kooperationsvereinbarung zwischen dem Institut für Ökologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (IfÖ) und dem Nationalparkamt Mecklenburg-Vorpommern begann im vergangenen Jahr die Erforschung dieses Seegebietes. Als erstes gemeinsames Vorhaben im Rahmen der Kooperation wurde eine

Pilotstudie zur Dokumentation des Benthos ( in der Bodenregion eines Gewässers lebende Pflanzen- und Tierwelt) vor der Küste des Nationalparks in Angriff genommen. Die Untersuchungen wurden im Mai 1995 von Bord der FB "Prof. Fritz Gessner" des IfÖ durchgeführt. Dieses Schiff verfügt über Satelliten -Navigationssysteme, Echolot, Hebezeug für meereskundliche Arbeiten und Unterwasservideo - Photoeinrichtung. An vorgegebenen Stationen wurde von Bord der vor dem Wind treibenden "Gessner" der Meeresgrund aufgenommen und mit einer Dredge (Schleppnetz) ~- Vegetation und Sedimente beprobt. Die Untersuchungen verliefen jedoch nicht unproblematisch. Gewaltige Findlingsblöcke im Flachwasser und die auch bei schwachen Winden stets mäßig bewegte See beeinträchtigten die Arbeiten. Außerdem kam es in den unterseeischen Geröllfeldern zum Verlust einer Dredge. Trotzdem

wurden 52 Stationen im Tiefenbereich zwischen 2 und 18,5 m untersucht. Bei Auswertung der Videos zeigten sich dann interessante Befunde. Am Meeresboden stehen unterschiedlichste Substrate für eine Besiedlung zur Verfügung: Kreide und Geschiebemergel, Steinfelder aus Feuersteinen und Geschieben sowie Kies- und Sandbänke. Alle verfügbaren Hartsubstrate waren bis in Tiefen von 17 m dicht mit Miesmuscheln bewachsen. Auch die Makroalgenvegetation ist an das Vorkommen yon Geröllfeldern gebunden. Ihre untere Verbreitungsgrenze ist durch Laminarien (eine Gattung der Brauntange) definiert und liegt zwischen 12 und 14 m Tiefe. Blasen- und/oder Sägetang erreichen 10 m Wassertiefe. Die busch- bzw. blattförmigen Grünalgen sind nur oberhalb von 5 m Tiefe verbreitet Bemerkenswert ist schließlich die große Wassertiefe, bis zu der Abrasion (Abtragung der Küste durch die Brandung) erfolgt. Sie liegt unterhalb von 17 m. Aufbauend auf den Ergebnissender Biolotstudie soll im Rahmen der Hauptuntersuchung eine systematische Dokumentation der Makrophyten und der Geologie erfolgen.

Hilmar Schnick


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 18.07.1998

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