Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.10                                                   August 1996


Das "Nationalparkhaus im Werden" und ein "Vorläufiges Besucherzentrum in der Baustelle"

- Zur Zusammenarbeit von Nationalpark und WWF für ein Nationalparkhaus Jasmund -

Am Mittwoch, den 26.06.1996 gab es Grund zum Feiern. Wenn auch noch nicht öffentlich, so doch in einer kleinen Runde. Diesen Stichtag hatten sich das Nationalparkamt Rügen und die Umweltstiftung WWF-Deutschland, Partner des Nationalparkes Jasmund selbst gesetzt, um pünktlich zum Sommerferienbeginn schon in dieser Saison ein "Vorläufiges Besucherzentrum im geplanten Nationalparkhaus und ehemaligen Unterkunftsgebäude im ehemaligen Armeeobjekt am Königsstuhl fertigzustellen. Noch eine Woche zuvor, schien dieser Plan völlig unrealisierbar, doch inzwischen ist ein Besucherraum entstanden, in dem nicht nur ein Informationstresen bereitsteht an dem (bald!) freundliche Ansprechpartner für alle Besucherfragen zur Verfügung stehen. Zudem informiert eine Ausstellung über Nationalparke weltweit und über Jasmund speziell, Informationsmaterial liegt bereit. In 15 Minuten erzählt eine Ton-Dia-Schau von den Schönheiten und Besonderheiten Jasmunds und gibt auch eiligen Königsstuhlbesuchern die Möglichkeit, etwas über den Nationalpark Jasmund zu erfahren. Ein Architekturmodell in strahlendem Weiß zeigt, wie das Nationalparkhaus Jasmund nach dem Umbau einmal aussehen kann und macht die Ideen anschaulich, die in der WWF - Rahmenkonzeption im letzten Jahr für das Haus entwickelt wurden.

Doch dazu mehr. Seit etlichen Jahren gibt es die unterschiedlichsten Pläne für die alte Militärliegenschaft - passiert ist jedoch nicht viel. Im August 1995 ging dann der WWF, in der Rolle des Förderers und Unterstützers des Nationalparkes und im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft und Naturschutz M-V in Vor1eistung: eine Rahmenplanung für ein Nationalparkhaus wurde beauftragt, um Bewegung in die festgefahrene Situation zu bringen. Geprüft werden sollte, ob sich das Gebäude für die Nutzung als Nationalparkhaus eignet, und wie ein Besucherzentrum an diesem vielbesuchten Ort die optisch (und abwassertechnisch) unbefriedigende Situation durch eine Bündelung von Gastronomie und Information unter einem Dach verbessern kann. Ob sich das Haus rechnet und welche Inhalte dazu beitragen, eine zentrale Rolle als Besucheranlaufstelle einzunehmen.

Eine Konzeptfindungsgruppe wurde gegründet - zusammen mit Gerd Klötzer und Hilmar Schnick vom Nationalpark und Roland Heppert als Gestalter entstehen Ideen für das Haus, Gespräche mit den Gewerbetreibenden und inzwischen auch mit dem Förderverein, der schon seit Jahren die Idee eines Informationszentrum befürwortet, wurden geführt. Über eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem Verein bei der Realisierung des Nationalparkhauses würden sich die Mitarbeiter der Umweltstiftung freuen.

Seit Februar 1996 liegt die WWF-Rahmenkonzeption nun vor. Sie zeigt auf, welche Schwerpunkte das Nationalparkhaus bei der Information der Besucher setzen wird, bietet Beispiele für "etwas andere Ausstellungsbereiche zu den Jasmund-Themen Wald, Wasser und Kreide und macht Vorschläge zur Gestaltung des Umfeldes z.B. zu einem "Spaziergang in den Baumkronen". Sie enthält viele Skizzen zum Umbau des Hauses und Ideen für die Einbeziehung der Gewerbetreibenden in das Zentrum. Sie schlägt vor, das Nationalparkhaus am Königsstuhl als wichtige Anlaufstelle und Eingangstor aufzubauen. von hier aus können Touren und Führungen der Naturwacht starten. Hier erfährt man Hintergründe über Jasmund, kann sich informieren und bilden oder entspannen, sowie Bücher und Souvenirs erwerben. Als zusätzliche Touristenattraktion kann das Besucherzentrum sogar den Königsstuhl entlasten. zur Verkehrs- und Besucherlenkung beitragen und ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor der Region werden.

Die architektonische Einschätzung besagt, daß das Gebäude bei entsprechendem Um- und Ausbau als Besucherzentrum geeignet ist. Die zusätzlich beauftragte Wirtschaftlichkeitsberechnung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (DWIF) kommt zu dem Ergebnis, daß das Nationalparkhaus auch bei vorsichtiger Schätzung durchaus wirtschaftlich betrieben werden kann.

Viel Geld wird jedoch Zunächst für den Umbau des Unterkunftsgebäudes zum Nationalparkhaus Jasmund erforderlich sein. Derzeit werden Finanzierungsmöglichkeiten dazu geprüft. Zeitperspektiven bis zur Eröffnung etwa zum 10-jährigen Geburtstag der Wiedervereinigung 1999 oder im Jahr 2000 scheinen da angemessen.

Die Resonanz auf die WWF-Rahmenkonzeption war durchweg positiv Inzwischen gibt es eine breite Akzeptanz der Nationalparkhausidee. Unterstützung durch Landespolitiker und Bundesumweltministerium wurde zugesagt, und die vertraglichen Grundlagen für eine Besitzübertragung der Liegenschaft an das Land Mecklenburg-Vorpommern sind gelegt.

Das "Vorläufige Besucherzentrum in der Baustelle" das seit dem 26.06.1996 fertiggestellt ist, schloß zwar seine grüne Eingangstür zunächst wieder. Besucher dürfen erst dann herein, wenn die Genehmigung vom Bauaufsichtsamt des Landkreises Rügen vorliegt. Doch die Idee der WWF-Rahmenkonzeption, bereits von Anfang an Besucher einzubeziehen, sie am Fortgang der Entstehung des Nationalparkhauses teilhaben zu lassen und so das Besucherzentrum zu ihrem Besucherzentrum zu machen, in das sie oft und gern wiederkommen, ist in greifbare Nähe gerückt. Auch die vorläufig veränderte Fassade (Vorgaben der Gestaltungssatzung der Stadt Sassnitz wurden dabei berücksichtigt) soll zeigen, daß es nach vielen Jahren der Ungewißheit vorangeht. Sie macht schon jetzt Nationalparkbesucher neugierig auf das, was in den nächsten Jahren dort entstehen wird.

Bleibt zu hoffen, daß die Genehmigung nicht mehr lange auf sich warten läßt und sich die Tür des "Vorläufigen Besucherzentrum" schon in den nächsten Wochen, vielleicht schon bei Erscheinen dieses Hefts für das Publikum der Saison 1996 öffnen darf. Ein erster Schritt auf dem Weg zu einer interessanten und attraktiven Anlaufstelle mit Vorbildcharakter im kleinsten und vielfältigsten deutschen Nationalpark.

Für die Umweltstiftung WWF-Deutschland:

Jochen Lamp, WWF-Projektbüro Ostsee, Hiddenseer Str.6 18439 Stralsund

Carla Rump

 Planskizze Nationalparkhaus Stubbenkammer


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 17.07.1998

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