Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.8                                                  Juni 1995


Meine Erfahrungen bei Exkursionen mit Urlaubern in unserem Nationalpark Jasmund e.V.

Seit dem 07. März 1991 gibt es den Verein der Freunde und Förderer des Nationalparks Jasmund e.V.

Im Herbst 1991 wurde ich Mitglied des Fördervereins.

Das erste Mitteilungsblatt dieses Vereins erschien im März 1992. Es informierte die Mitglieder über die Sachgebiete: Vereinsnachrichten, Informationen aus dem Nationalparkamt, populärwissenschaftliche Empfehlungen und Literatur zu dieser Problematik.

Zunächst beschränkte sich meine Mitarbeit in der Teilnahme an den Mitgliederversammlungen des Fördervereins und Veranstaltungen des Nationalparkamtes, in der Entrichtung des Beitrages, im Studium des Mitteilungsblattes und weiterer Literatur über den Nationalpark und in vereinzelten Einsätzen zur Säuberung der Wanderwege des Nationalparks.

Das konnte nicht ausreichen und befriedigte nicht, zumal in der Satzung unseres Fördervereins anspruchsvollere Aufgaben und Ziele festgelegt sind.

Durch Herrn Schnick wurden Frau Sigrid Sonnemann und ich angesprochen, ob es uns möglich wäre, selbständige Führungen vom Parkplatz Hagen bis zum Königsstuhl für Urlauber durchzuführen, da besonders in der Saison viele Urlauber solche Führungen wünschen und die Mitarbeiter des Nationalparkamtes Unterstützung benötigen.

Herr Schnick brauchte nicht lange zu bitten, denn das war eine Aufgabe, die uns forderte und interessierte.

Hospitationen bei Führungen von Urlaubern durch den Nationalpark unter Leitung von Herrn Gerd Klötzer, Leiter des Nationalparkamtes Jasmund, Herrn Peter Katzmarek und Herrn Hilmar Schnick, Mitarbeiter des Nationalparkamtes, waren lehrreich, zeigten mir jedoch, daß jeder von ihnen, entsprechend seinem Fachwissen und seiner Mentalität, eine andere, individuelle, nicht kopierbare Art der Kommunikation mit Urlaubern hat.

Wichtig für mich war auch das Studium der Materialsammlung mit entsprechenden Exkursionstexten, die die Studentinnen Ulrike Dürr, Tina Heim und Kaja Isermann im Rahmen eines Praktikums im Nationalparkamt Jasmund im August 1992 bzw. im Februar 1993 erarbeiteten.

Die ersten zwei Führungen von Urlaubern durch den Nationalpark führten Frau Sonnemann und ich noch gemeinsam durch. Da wir nicht gemeinsam sprechen konnten, überließ mir Frau Sonnemann die Führung mit der

Begründung, daß mir als Lehrer das Erklären und Erläutern keine Schwierigkeiten bereiten dürfe. Frau Sonnemann beantwortete während der Exkursion individuelle Fragen der Urlauber und trat beim Thema Jagd in Aktion. (Frau Sonnemann ist passionierte Jägerin).

Wir erkannten jedoch bald, daß solche gemeinsamen Führungen uneffektiv und für den 2. Führer nicht zufriedenstellend sein können. So entschlossen wir uns, bei Bedarf alleine Führungen von Urlaubern durchzuführen. Das hatte den Vorteil, daß doppelt so viel Führungen durchgeführt werden konnten.

Um nicht einen falschen Eindruck entstehen zu lassen, meine Einsätze im Nationalpark hielten sich in Grenzen. Das kann auch gar nicht anders sein, denn solche freiwilligen Aufgaben müssen Spaß machen. Wenn Zeit- und Erfüllungsdruck dahinterstehen, kann solche Freude gar nicht aufkommen.

Welche Erfahrungen sammelte ich bei den gemeinsamen Exkursionen mit den Urlaubern?

Zunächst stellte ich fest, daß die Mehrzahl der Urlauber, die auf dem Parkplatz Hagen anreisen, gar nicht das Schild, welches die geführten Exkursionen ankündigt, finden und sich sogleich auf die Wanderung entlang der sogenannnten 'Rennstrecke' begeben. Es empfiehlt sich, diejenigen Touristen, die sich kurz vor Beginn des Exkursionstermins in der Nähe des Ausgangspunktes der Wanderung befinden, anzusprechen und ihnen die Führung anzubieten. Schon bei diesen ersten Kontakten zeigt sich, daß die Unentschlossenen sich der Gruppe der Wanderwilligen anschließen, zumal die Führung kostenlos ist.

Mir war es stets wichtig, nachdem ich mich als gebürtiger Sassnitzer mit einem Familiennamen slawischen Ursprungs vorstellte, zu wissen, mit wem ich es zu tun habe. So konnte ich erfahren, daß sich in meinen Exkursionsgruppen Menschen aus allen Bundesländern, aus Österreich aber auch aus Sassnitz befanden.

Individuelles Eingehen auf die unterschiedlich interessierten Menschen ist wichtig!

Setzt sich die Gruppe aus vorwiegend jüngeren Menschen zusammen, sollte man anders auf sie eingehen als auf eine Gruppe, in der besonders Familien vertreten sind. Auch die mitwandernden Kinder müssen altersgerecht angesprochen werden und sind besonders aufmerksam, wenn über sie Geschichte unserer Insel, über Sagen oder über die Tierwelt berichtet wird. Eine Gruppe von körperbehinderten Berliner Frauen und Männer mit ihren Betreuern und Angehörigen war besonders dankbar, da entsprechend langsam gewandert und immer wieder individuell auf die Teilnehmer eingegangen wurde.

Zu Beginn der Wanderung erläutere ich den Urlaubern die Bedeutung des Gebotsschildes zum Verhalten von Besuchern im Nationalpark, dabei bemühe ich mich, das nicht belehrend sondern informierend zu tun. Informationen in kurzer verständlicher Form zum hohen Schutzstatus der Natur in einem Nationalpark, zur Größe des Nationalparks Jasmund, zur Flora und Fauna des Gebietes, zur Geschichte der Insel Rügen, u Sagen der Insel, zum aktuellen Geschehen auf Rügen, aber auch Hinweise auf touristische Sehenswürdigkeiten und kulturelle Ereignisse werden den Urlaubern während der Wanderung vermittelt. Zeit ließ ich mir dabei, auf individuelle Fragen der Touristen einzugehen und ihnen auch einmal selbst Fragen zu stellen.

Meine Zielstellung bei diesen Wanderungen ist es, den Mitwanderern die Schönheiten des Nationalparks zu zeigen, sie für den Schutz und die Erhaltung der Natur zu motivieren und neue Freunde für unsere schöne Insel zu gewinnen.

An den Reaktionen und Dankbezeugungen der Urlauber nach den Wanderungen erkannte ich, daß die Führungen ihnen gefielen und sie sich sicherlich gerne an ihren Urlaub auf unserer Insel erinnern und vielleicht ihre Bekannten in der Heimat zu einem Besuch unseres Nationalparks anregen werden.

Ulrich Lokenvitz


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 17.07.1998

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