Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.14                                                   Februar 1999


Was lange währt, ... - Nationalparkplan veröffentlicht

Im Heft 2 des Mitteilungsblattes des Fördervereins vom November 1992 wurde unter dem Titel "Sponsoren unterstützen den Nationalpark" eine Spende der Oppermann-Stiftung (es waren 171.000,- DM) erwähnt, die die Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes möglich machen sollte. Noch vor dem Jahresende 1998 lag er nun vor, der Nationalparkplan für Jasmund. 260 Seiten stark, mit zusätzlich 6 Karten im Maßstab 1:15000, ist er meines Wissens der erste Nationalparkplan der deutschen Parke. Mit der Vorlage dieses Planes wird eine weitere Forderung der Nationalparkverordnung vom 12.09.1990 erfüllt.

Was ist, was soll ein Nationalparkplan? Neben Angaben zum Biotop-Management soll er ein Naturschutzplan sein, der die Rahmenbedingungen für das wichtigste Nationalparkziel, den Ablauf ungestörter natürlicher Entwicklungsprozesse schafft und sich gleichzeitig mit allen Nutzungsansprüchen - vor allem dem Tourismus und dessen Begleiterscheinungen - auseinandersetzt, Ansprüche formuliert und Aussagen zur Öffentlichkeitsarbeit trifft. Kurzum: Er soll eine Handlungsrichtlinie sein, die kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zur Erreichung des Nationalparkzieles festlegt. Dazu war es notwendig, bereits im Entwurfsstadium die wichtigsten Träger öffentlicher Belange einzubeziehen, ihre Stellungnahmen zu werten und (wenn akzeptabel) zu berücksichtigen. Diese Überarbeitung erfolgte im wesentlichen 1995.

Eine nochmalige Überarbeitung ergab sich aus der Tatsache, daß ja - und die Mitglieder des Fördervereins sind darüber informiert - mit der Zusammenlegung der Naturschutz- und Forstverwaltungen im Jahr 1996 neue und dem Ziel dienende Sichtweisen im Hinblick auf Fragen der Waldbehandlung, Jagd, Zuständigkeits- und Verwaltungsstruktur möglich und nötig wurden. Der Nationalparkplan beinhaltet in 5 Kapiteln und einem Anhang allgemeine Angaben wie Lage, Grenzen, statistische Daten des Nationalparkgebietes und der Region und die Geschichte (Siedlungs- und Landschaftsgeschichte, Naturschutz), gesetzliche, planerische und naturschutzrechtliche Grundlagen, das (im Nationalparkamt allerdings umstrittene) Leitbild Bestandsaufnahme, Bewertung und abzuleitende Maßnahmen.

Dieses Kapitel geht auf mehr als 140 Seiten auf die natürlichen Bedingungen (z.B. Wald, Wasser, Moore, Grünland, Kreidegruben usw.) ein, nimmt Bestandsanalysen vor, bewertet diese und schlägt Maßnahmen zur Verbesserung vor. Gleiches erfolgt sinngemäß mit der Nutzung durch Tourismus, Verkehr, Jagd, Fischerei und Landwirtschaft. Vorschläge für Prioritäten bei den Pflegemaßnahmen, Hinweise zur Öffentlichkeitsarbeit und Forschung ergänzen das Kapitel. Literatur- und Kartenhinweise Im Anhang werden die Bäche und Offenlandbiotope (vorrangig Moore) untersucht und Vorschläge für eine größere Naturnähe unterbreitet, Artenlisten zu Vögeln (109 Arten), Lurchen und Kriechtiere (18 Arten), Fischen, Spinnen, Großschmetterlingen ( 295 Arten), Laufkäfern (158 Arten), Libellen (29 Arten) und Landschnecken (79 Arten) und einige sozioökonomische Daten zu Rügen und Jasmund gegeben. Die Karten stellen Bestand der Gewässer und Maßnahmen, Bestand Wald (Baumarten und Altersklassen), Waldvegetation und Maßnahmen in den Offenlandbiotopen dar.

Alles in allem eine gute Arbeitsgrundlage, die allerdings auch ihre Schwächen hat. Das trifft insbesondere für den praktischen Bereich zu. Es werden z.B. auf 8 Seiten Informationen zur Tourismusentwicklung gegeben, es wird auch festgestellt, daß stark genutzte Wege ausgetreten sind, aber über eine Minimierung dieser Schäden informieren 3 Worte: "Ausbau des Weges." Keine Aussage über das Wie. Keine Aussage zu Methode, Material und Umsetzung. Es finden sich solche Bemerkungen wie "Bau von Treppen", aber keine Aussagen zum Wo und Wie. Auch über die Wanderwegbeschilderung fehlen jegliche Aussagen.

Manfred Kutscher


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 18.02.1998

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