Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.8                                                  Juni 1995


Petition

des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Sehr geehrter Herr Minister Brick,

der Nationalpark Jasmund gehört zu den schönsten und meist besuchtesten Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns. Man kann sagen, daß dieses Gebiet das Wahrzeichen der Tourismuswerbung Mecklenburg-Vorpommerns schlechthin ist.

Was sich jedoch in letzter Zeit in diesem Nationalpark seitens der Forstwirtschaft und mit Zustimmung des Nationalparkamtes abspielt, widerspricht allen Schutzbestrebungen in diesem Gebiet.

Die großen Anstrengungen zahlreicher Freunde und Förderer des Nationalparkes, den Schutzstatus dieses Gebietes bei der einheimischen Bevölkerung und den Besuchern zu heben, werden mit jedem gefällten Baum, jedem zerfahrenen Weg und jedem zerstörtem Quadratmeter Waldboden ad absurdum geführt. Wurden bisherige Fällaktionen in den Buchenbeständen von den Besuchern wenig bemerkt, so hat sich die Forstwirtschaft inzwischen selbst jener Bereiche bemächtigt, durch die stark frequentierte Wanderwege (z.B. Parkplatz Hagen - Herthasee - Königsstuhl und Campingplatz Nipmerow - Herthasee - Königsstuhl) verlaufen. Der letztgenannte Weg ist z.T. knietief zerfurcht und daher für Besucher und Exkursionsteilnehmer nicht mehr begehbar.

Es grenzt schon an Zynismus, von den Nationalparkgästen zu verlangen, wegen Holzeinschlagarbeiten über 3km Straße zu laufen, wie es in Ihrer Pressemitteilung vom 10.03.1995 heißt.

Wenn die Verantwortlichen die ganze Waldbehandlungsrichtlinie und nicht nur die Punkte 5.5.5. und 5.5.6. gelesen hätten, wäre ihnen aufgefallen, daß bereits im Punkt 5. Wert auf die Aussage gelegt wird, daß Pflege "frei von wirtschaftsbestimmter Nutzung" und nach 5.5. "schwerpunktmäßig bei nicht autochthonen und standortsfremd stockenden Beständen" erfolgen kann.

Es hätte also, außer dem kommerziellen Denken, keine plausiblen Gründe gegeben, in der Buche Buche zu schlagen und schon gar nicht, den Bereich der Wanderwege einzubeziehen und diese ganz nebenbei unpassierbar zu machen. Andererseits ist nach wie vor die Sicherheit am touristisch hochfrequentierten Hochuferweg nicht gegeben.

Sehr geehrter Herr Minister Brick, zahlreiche Mitglieder des Fördervereins, die nicht nur Geld, sondern auch Zeit in die Förderung des Nationalparkgedankens investiert haben, wollen ihren Austritt erklären.

Wir fragen Sie:

* kann es sich das Land leisten, seine eigene Naturschutzpolitik derartig zu verunglimpfen,

* kann es sich die Wirtschaft leisten, den Tourismus derart zu brüskieren,

* kann es sich das Ministerium leisten, eindeutig wirtschaftliche Maßnahmen durchzuführen, die, wenn man den notwendigen Aufwand für die Begehbarmachung der Wege in Rechnung setzt, mit Sicherheit in die roten zahlen führen?

Die Mitglieder des Fördervereins und alle anderen Bürger, die sich am heutigen 25.03.1995 zur Müllsammelaktion getroffen haben, bitten Sie, ergänzend zum Schreiben vom 18.03.1995, folgende Maßnahmen durchzusetzen:

1. Sofortiger Stop des Bucheneinschlages im Nationalpark Jasmund

2. Umgehende Überarbeitung der Waldbehandlungsrichtlinie.

3. Aufwertung des Nationalparkamtes und seiner Außenstelle, um den spezifischen Gegebenheiten und Problemen eines Nationalparkes - im Gegensatz zu herkömmlichen Forstrevieren - öffentlich wirksamer entsprechen zu können.

4. Sofortiger Einsatz aller verfügbaren Kräfte für die Sicherung und den Ausbau von Wanderwegen.

i.A. Dr. Bülte

Vorstandsvorsitzender


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 17.07.1998

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