Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.3                                                   März 1993


Pflege- und Entwicklungsplan

l70 000,- DM ist viel Geld für eine einzelne Person. Für einen Pflege- und Entwicklungsplan ist es nicht gerade üppig. Der erste Pflege- und Entwicklungsplan für einen Nationalpark in Deutschland befindet sich in der Endfertigung. Durch eine Spende der Oppermannstiftung, in oben genannter Höhe, sind wir in der Lage ab Mitte des Jahres mehr zu tun als von der Hand in den Mund zu leben.

Das Landschaftsarchitektenbüro Pulkenat aus Gielow bei Malchin hatte diesen Auftrag übernommen. Zur letzten Absprache am 18.12.1992 stellte Herr Pulkenat noch einmal einen Teil der Arbeit an Hand anschaulicher Karten vor. Die Arbeit hinterläßt einen soliden Eindruck, sie ist gegliedert in eine Bestandsaufnahme des gesamten Gebietes, die sehr genau und detailliert ist, wenn man so will, das Kernstück der Arbeit. Danach werden Konfliktbereiche und Probleme aufgezeigt und abschließend notwendige Maßnahmen und Lösungsvarianten erläutert.

Natürlich gibt es auch Ecken und Kanten an der Arbeit. Sie ist sozusagen das Lehrstück für die jetzt folgenden in den anderen Schutzgebieten. Deren Finanzrahmen bewegt sich allerdings bei 1 Million DM und mehr.

Hier zeigen sich schon erste Grenzen. Wobei vor allem die Stärken des BÜros Pulkenat auf dem Gebiet der Landschaftsökologie liegen. Es ist mit sehr viel Akribie gearbeitet worden. Intensiv bearbeitet wurde z.B. der gesamte Komplex Wasser. Wasserführung, Fließ- und stehende Gewässer, Moore und Naßwiesen.

Auch der gesamte floristische Bereich ist mit hohem Engagement bearbeitet worden. Selbst angrenzende Flächen wurden auf ihre Schutzwürdigkeit oder Pufferwirkung hin untersucht.

Etwas stiefmütterlich ist nach unserer Auffassung der gesamte Tourismusbereich behandelt worden. Es werden zwar insgesamt Aussagen gemacht, z.B. im Wegekonzept, aber die Tiefgründigkeit der Naturkapitel fehlt eben hier. Es wird offensichtlich, daß die Stärken der Firma auf dem natürlichen Bereich liegen und es zeigt sich da auch, daß der Finanzrahmen für solche Projekte viel weiter gestreckt sein muß. Aus lauter Freundschaft kann man Objekte dieser Größenordnung nicht bearbeiten.

Ein Manko für uns ist auch, daß noch Verhandlungen mit dem Landwirtschaftsministerium über die Inkraftsetzungen geführt werden müssen. Da der Pflege- und Entwicklungsplan die Richtlinie für die Waldbewirtschaftung ablösen soll, muß er von beiden Ministern unterzeichnet werden. Natürlich sind Hinweise aus dem Landwirtschaftsministerium in die Arbeit eingeflossen. Aber darüber ist ja doch schon wieder etwas Zeit ins Land gegangen.

Insgesamt kann man aber sagen, es ist eine gute Arbeit, die uns für die nächsten 10 Jahre eine Richtschnur sein kann, in der Natur Konfliktpotential aufzeigt und vor allem Maßnahmen erläutert, die eingeleitet werden müssen.

Alle gesteckten Ziele konnten zwar nicht erreicht werden. Aber da haben wir bei der ersten Planung den notwendigen Aufwand wohl unterschätzt, sowohl zeitlich als auch finanziell.

Gerd Klötzer


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 05.08.1998

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