Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.3                                                   März 1993


Rote Listen- Grundlage für den Artenschutz

Ende 1992 gab die Umweltministerin des Landes die ersten Roten Listen über gefährdete Moose, Großpilze, höhere Pflanzen, Amphibien und Reptilien, Rundmäuler, Süßwasser- und Wanderfischarten, Brutvogelarten - und Säugetiere heraus.

Die meisten dieser Listen liegen erstmalig vor. Lediglich die der höheren Pflanzen hat schon die 4. Fassung, denn bereits in der ehemaligen DDR wurden Rote Listen über höhere Pflanzen erarbeitet.

Die Roten Listen sind eine Erfassung aller jeweils gefährdeten Tier- oder Pflanzengruppen nach dem Grad ihrer Gefährdung. In den Roten Listen nicht erfaßte Arten sind (zumindest derzeit) nicht bedroht.

Nun gab und gibt es Meinungen, daß die Roten Listen lediglich eine registrierende Bestandsaufnahme seien, wodurch Rückgänge und Gefährdungen der Arten zwar festgestellt, aber nicht aufgehalten werden können.

Rote Listen sind jedoch kein Selbstzweck, sondern stellen die unbedingt notwendige Basis dar, um gezielte Schutzmaßnahmen einleiten zu können. Wenn man etwas schützen will, muß man zunächst wissen was und in welchem Grad schutzbedürftig ist. Artenschutz bedeutet aber in jedem Fall Biotopschutz.

Moore, Feuchtwiesen, Trockenrasen sind Lebensbereiche, die stark bedroht bzw. an vielen ehemaligen Standorten nicht mehr existent sind.

So kommen dann die Vertreter oft gleicher Gefährdungskategorie der unterschiedlichen Roten Listen im gleichen Lebensbereich vor.

Was ergibt nun eine Auswertung der Gefährdung der Rote-Liste-Arten. Beispiele sollen dies verdeutlichen.

Von den aufgeführten Sippen der höheren Pflanzen sind z.B.

6,7% ausgestorben

14,2% vom Aussterben bedroht

12,5% stark gefährdet

Zusammengefaßt sind von der Gesamt-Sippenzahl (1538 Sippen) 45,7% (=729 Sippen) in irgendeiner Weise gefährdet.

Krasser verhält es sich bei Moosen. Hier sind nur 28% derzeit nicht gefährdet, während bei Amphibien und Reptilien alle Arten gefährdet sind. Bei den Vögeln sind 55% des heimischen Artenspektrums gefährdet oder ausgestorben und bei den Säugetieren sind es sogar 65,8%.

Interessant ist, daß z.B. in der Roten Liste der höheren Pflanzen auch das Vorkommen im Areal und teilweise die frühere Häufigkeit aufgenommen wurden. So ergibt sich, daß z.B. das Purpurknabenkraut (Orchis purpurea) nur noch auf Rügen (Jasmund) vorkommt und sonst nirgendwo in Mecklenburg-Vorpommern.

Wir sollten gemeinsam alles dafür tun, daß nicht auch hier einmal ein o für ausgestorben steht.

Manfred Kutscher


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 05.08.1998

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