Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.10                                                   August 1996


Strukturwandel im Nationalpark Jasmund

Nun ist es Realität: Nationalparkverwaltung, Biosphärenreservatsverwaltung und Verwaltung des Forstamtes Werder existieren nicht mehr. Wir sind ein völlig neues Amt, mit dem etwas irreführenden Namen "Nationalparkamt Rügen", denn der Nationalpark Jasmund ist der kleinste Teil in diesem Amt. Für den Nationalpark hat die Zusammenlegung der beiden Gebietsverwaltungen Biosphärenreservat Südost-Rügen und Nationalpark Jasmund einige Nachteile, aber die Zusammenlegung der ehemaligen Nationalparkverwaltung mit den beiden Forstrevieren hat viele Vorteile gebracht.

Aber ich will mit den Nachteilen beginnen. Der größte Nachteil ist, das mit der neuen Amtsstruktur keinerlei Chance besteht, unsere langgedienten Nationalparkwächter weiter zu beschäftigen.

Der zweite Nachteil ist, daß es keine richtige Nationalparklwitung mehr gibt. Das Nationalparkamt Rügen ist aufgabenbezogen gegliedert (s.Schema).

Von großem Nachteil ist aber auch die Zersplitterung des neuen Amtshauptsitzes in Blieschow/Lancken-Granitz mit den Außenstellen Stubbenkammer und Middelhagen. In der Zentrale in Blieschow residiert der Chef des Amtes, Dr. Weigelt und das Dezernat I (Haushalt und Personal). Der Leiter und ein Teil des Dezernates II (Planung und Öffentllichkeitsarbeit) befindet sich ebenfalls dort. Die dazugehörigen Sachgebiete Eingriffe und Flächenentwicklung/Landwirtschaft sind z.Z. noch in Middelhagen stationiert. Eine Änderung deutet sich jedoch an, da die über den Amtsräumen in Blieschow liegende Wohnung gerade freigezogen wurde. Herr Schnick und Herr Schröder sind als Mitarbeiter bzw. Leiter des Sachgebietes Öffentlichkeitsarbeit jedoch noch in Stubbenkammer. Gleiches gilt für den Mitarbeiter der Jagd, Herrn Büssow.

Auf Stubbenkammer ist auch der Hauptsitz des Dezernates III (Wald, Wacht und Landschaftspflege), das von mir geleitet wird. Da wir für den Nationalpark untere Naturschutz- und auch untere Forstbehörde sind, ist die Zuordnung derr beiden Forstreviere Sassnitz und Hagen von großem Vorteil. Insgesamt sind im Dezernat 22 Wächter, 8 Mitarbeiter des technischen Dienstes und 7 Mitarbeiter in den einzelnen Sachgebieten beschäftigt. Zwölf Wächter und zwei Revierleiter sind in Middelhagen als untere Naturschutzbehörde im Biosphärenreservat tätig.

Da wir im Nationalpark nun untere Naturschutz- und Forstbehörde sind, ist der größte Teil der Mitarbeiter auch hier eingesetzt. Das bedeutet aber natürlich auch die Pflichten beider Behörden gemeinsam wahrzunehmen. So sind wir jetzt nicht mehr nur für Genehmigung von Eingriffen in Natur und Landschaft, für die Befreiung von Verboten der Nationalparkverordnung und Führungen, Exkursionen und Wacht zuständig. Wir haben jetzt auch die Verkehrssicherungspflicht, Wegebau, Jagd und die restliche Holznutzung im Nadelholz mit als Arbeitsaufgabe erhalten. Als Forstverwaltung vertreten wir auf den Landeswaldflächen den Eigentümer und haben auch dessen Pflichten mit wahrzunehmen. Das geht bis zu den unliebsamen Grenzabstimmungen mit den Bewohnern am Stadtrand von Sassnitz. Es ist von großem Vorteil, daß diese Dinge jetzt in einer Hand liegen und wir mit technischem Dienst und Wacht gut und flexibel besetzt sind.

Es wurde auch in den ersten 7 Monaten schon viel geschafft. Wir haben den Abstieg am Königsstuhl fertiggestellt, die Waldeinfahrten in Ordnung gebracht und viele Kleinarbeiten erledigt. Auch die Exkursionen werden z.T. von der Wacht geführt. Sehr gut ist die hohe Flexibilität, die wir jetzt haben.

Ein großer Vorteil ist auch, daß wir die Bußgeldverfahren selbst bearbeiten. Hier hat Herr Kutscher ein weites Betätigungsfeld - zumal die Bescheide u.ä. des Biosphärenreservates auch mit erledigt werden müssen.

Als "guter Geist" (oder besser Fee) des Hauses ist mir wieder Frau Kuse unterstellt. Sie wird auch weiterhin die Routineaufgaben (Sparkasse u.ä.) in bewährter Form für den Verein miterledigen.

Herr Hieke, als Computerfachmann, ist leider immer noch über ABM nur bis März 1997 beschäftigt.

Wichtig ist unsere Verstärkung durch die beiden Revierförster Herrn Merting und Herrn Symalla, die sich sehr schnell in die Aufgaben eingearbeitet haben und sehr gut mitziehen. Letzteres kann man eigentlich für alle neuen Mitarbeiter sagen, vom Waldarbeiter bis zum Wächter. Sie haben sich durchweg schnell und engagiert in die Probleme eingearbeitet und sind bereit, im Sinne des Nationalparkes mitzuarbeiten. Obwohl wir am Anfang sehr viel Skepsis darüber hatten, kann man ruhigen Gewissens dieses Resümee ziehen.

Insgesamt kann man nach einem halben Jahr einschätzen, daß die Vorteile der Strukturreform überwiegen. Wobei die Entlassung der bisherigen wächter nicht nur menschlich/moralisch sondern auch fachlich ein harter Schlag ist, der eine große Lücke hinterläßt, die nicht so leicht zu schließen ist.

Ob und wie der Verein da helfen könnte, sollte in einer der nächsten Vorstandssitzungen nochmals erläutert werden.

Gerd Klötzer


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 17.07.1998

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