Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.13                                                   August 1998


Vorwort

Werte Vereinsmitglieder,

dreizehn Ausgaben der Vereinszeitung, die einen Zeitraum von fast sieben Jahren überdecken - unwillkürlich ist man versucht, einmal ältere Ausgaben zur Hand zu nehmen und so Entwicklungen, Stillstand und Fortschritte zu vergleichen. So fällt in den Vorworten der frühen Ausgaben auf, wie dringlich dort die schnellstmögliche Klärung der Eigentumsverhältnisse des Armeegeländes am Königsstuhl und dessen Ausbau zum Informationszentrum gefordert wird. Dabei liest es sich einerseits schmerzlich, wie unannehmbar der Zustand und die Verzögerungen schon 1993 empfunden wurden - andererseits erscheint es heute fast rührend, mit welchem Optimismus wir damals noch auf die Lösung der Probleme innerhalb von 2-3 Jahren gehofft haben. Inzwischen wissen wir, daß sich die Umstände weit schwieriger gestalten. Selbst das Engagement des WWF, dessen weitreichende Beziehungen und Möglichkeiten die Hoffnungen auf eine baldige Fertigstellung keimen ließen, geht inzwischen schon in das vierte Jahr. Auch eine so einflußreiche Organisation kann an den vielfältigen Sachzwängen nicht vorbei und Verzögerungen - die Verschiebung der in diesem Jahr ursprünglich geplanten Fertigstellung des Daches des Nationalparkhauses (in diesem Jahr erfolgt nur eine provisorische Reparatur) wird es ist ein Beispiel dafür.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch erfreulich schnelle Entwicklungen. Vor einem halben Jahr konnte an dieser Stelle der Beginn des Projektes Kreidelehrpfad/Kreidemuseum Gummanz vermeldet werden - inzwischen ist der erste Teil des Vorhabens, der Kreide-und Naturlehrpfad (inclusive Wegebau, Informationtafeln, Bau von Trockenschuppen und Absetzbecken - s. auch den Beitrag in diesem Heft) fertiggestellt und fand bereits vor seiner offiziellen Freigabe am 4.September großen Zuspruch.

Vor unserer diesjährigen Jahreshauptversammlung am 24.Oktober besteht für alle Vereinsmitglieder die Möglichkeit, den Lehrpfad kennenzulernen (s. beiliegende Einladung).

Es muß hier aber auch gesagt werden, daß die schnelle Verwirklichung des Vorhabens nur durch ein Zusammentreffen eine Reihe von günstigen Faktoren ermöglicht wurde: Das große Engagement von Frau Damerow und Herrn Markmann, das Vorhandensein langfristig planbarer Geldmittel durch den Neddesitzer Investor und die Unterstützung durch eine Reihe von starken Partnern (Nationalparkamt, Landratsamt, Arbeitsamt, Kreidewerk, Beschäftigungsgesellschaft Prora, Milchviehanlage, Umweltstiftung Hamburg) - dadurch wurde das Projekt ein wahrer Glücksfall für unseren Verein. Dennoch sollten wir nicht vergessen, daß der größte Teil der Arbeit - der Aufbau eines Museum - noch vor uns liegt und in den nächsten Jahren weitere große Anstrengungen erforderlich machen wird.

Erwähnen möchte ich auch, daß im Zuge dieses Vorhabens sich auch eine (eigentlich längst überfällige) Partnerschaft mit dem polnischen Nationalpark Wolin herausbildet. Ausgangspunkt war hier die gemeinsame Vergangenheit der Kreidegewinnung und -verarbeitung, die Gemeinsamkeiten der beiden Nationalparke gehen jedoch weit darüber hinaus. Nachdem über Jahre hinweg kein Kontakt zwischen den beiden Nationalparkämtern bestand, war es eine Einladung des Fördervereins, die eine erste Zusammenkunft ermöglichte. Inzwischen sind weitere Treffen in Vorbereitung, und im nächsten Jahr wird der Nationalpark Jasmund mit einer wiederum vom Förderverein unterstützten Ausstellung im Nationalparkhaus Wolin vertreten sein.

Naturgemäß stehen solche Aktivitäten im Rahmen des Tourismus und der Umweltbildung eher im Licht der Öffentlichkeit als die eigentliche Grundlage des Nationalparkes - die Schutz der ursprünglichen Natur und der ungestörte Ablauf der natürlichen Prozesse. Hier erregen nur massive Störungen Aufmerksamkeit - zum Glück sind wir seit der Buchenfällung vor über drei Jahren davon verschont geblieben. Die allmähliche Entwicklung auf den großflächigen Kernzonengebieten hin zur Wildnis, zum ursprünglichen Buchenwald ein sehr langsamer Prozeß, der oft nur dem aufmerksamen Beobachter über längere Zeiträume hinweg sichtbar wird. Daher möchte ich hier einmal ausdrücklich betonen, daß der Nationalpark Jasmund auf diesem Gebiet vielleicht gegenwärtig die größten Fortschritte macht. Sie lassen sich nur schlecht in Zahlen und Daten ausdrücken, allenfalls die Bestandsstabilisierung und Wiederansiedlung seltener Tier- und Pflanzenarten zeigen indirekt, daß der Biotopschutz greift. Auf über 75% der Fläche entscheidet die Natur selbst über die Richtung der künftigen Entwicklung. Jasmund ist hier Vorzeigenationalpark - auch nach internationalen Standards (zur Erinnerung: nach den IUCN-Richtlinien werden von den 14 deutschen Nationalparken nur drei - neben Jasmund nur noch die viel länger existierenden Parke Bayrischer Wald und Berchtesgaden - als Nationalparke (Schutzkategorie II) eingestuft, alle anderen als "geschützte Landschaft" (Kategorie V)). Nur auf wenigen Flächen ist noch die Unterstützung des Menschen gefragt. In diesem Zusammenhang ist es hervorzuheben, daß nach Jahren der Bestandsaufnahme endlich der Beginn der Renaturierung von Mooren im Nationalpark in Angriff genommen wird (s. Beitrag). Auch diese Arbeiten werden von uns materiell unterstützt.

Zum Schluß noch zwei organisatorische Bemerkungen:

Auch in diesem Jahr planen wir einen Pflegeaktion in den Quoltitzer Kreidebrüchen - sozusagen als herbstliches Gegenstück zu unserer schon traditionellen Müllaktion im Frühjahr. Als Termin ist Sonnabend, der 26. September, vorgesehen (Treffpunkt 9.00 Uhr Parkplatz Neddesitz/Gutshaus). Interessenten melden sich bitte im Nationalparkamt (038392 35011). Bei Regen fällt die Aktion aus.

Dem allgemeinen Zug der Zeit folgend, gibt es den Förderverein jetzt auch im Internet unter der Adresse http://www-irm.mathematik.hu-berlin.de/~teschke/fver.htm

Dort findet sich neben allgemeinen Infomationen über den Verein und den Nationalpark auch der aktuelle Stand unserer Projekte. Dies kann hoffentlich ein wenig dazu beitragen, die vielen über ganz Deutschland verteilten Vereinsmitglieder über unsere Arbeit auf dem laufenden Stand zu halten.

Olaf Teschke


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 18.09.1998

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