Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.5                                                   Dezember 1993


Anscheinend-scheinbar

Werte Vereinsmitglieder!

Anscheinend Kranke liegen im Bett; scheinbare Kranke lügen im Bett. - So machte ein Stilistik-Kolumnist kürzlich auf die unterschiedliche Bedeutung der Wörtchen anscheinend und scheinbar aufmerksam. Wohl kaum hatte er dabei unseren Nationalpark vor Augen und das, was sich innerhalb und außerhalb von Jasmund tut (oder auch nicht.). Aber getrost hatte er seine Wortspiele mit Fakten aus der hiesigen Gegend bebildern können.

"Die Mauer muß fallen". So schrieben wir in einem vorangegangenen Informationsblatt. Seit geraumer Zeit ist sie verschwunden, anscheinend bewegt sich also etwas. Oder kam nur scheinbar Bewegung auf? Die Sassnitzer Stadtverordneten jedenfalls haben im November den Rahmen für eine künftige Bebauung des früheren Armeeobjektes am Königsstuhl beschlossen. Die Zeit zur Durchführung sei indessen 1994 zu kurz, der Beginn daher erst 1995 -.. Lapidar und ohne nähere Begründung die Auskunft des Sassnitzer Bürgermeisters eine diesbezügliche Anfrage. Ist es wirklich nur der knappe Zeitrahmen? Oder fehlt auch das Geld? Oder mangelt es gar am Interesse, da doch andere Projekte (Ausbau des Hafens, Kurklinik) viel "näher" liegen?

Oh, schöne Insel Rügen, was wird aus dir, wenn einerseits kurzfristig, andererseits zu langfristig (d.h. auf lange, unbestimmte Sicht) beschlossen, doch nicht verwirklicht wird !

Doch halt! Ganz so ist es ja nicht: Ein überdimensionales Brückenmonument auf dem Felsplateau des Königsstuhls kündet seit Mitte Dezember von Veränderungen. Betrachter desselben, etwa von der Victoria-Sicht aus, rätseln seitdem: Hat es nur den Anschein, als sei der stolze Kreidepfeiler um zwei, drei Meter gewachsen, oder trügt der Schein? Auf jeden Fall kann und darf - und das nicht nur proportional geurteilt - hier etwas nicht stimmen! Wer hat dieses Monstrum, dem obendrein "ungeplant" (wie einer ansonsten in Siegerpose abgefaßten kommunalen Pressemitteilung zu entnehmen war) starke Äste und ganze Bäume weichen mußten, nur ausgedacht? Wer hat es zu verantworten? - Im Nationalparkamt jedenfalls niemand. Hier waren nicht einmal die detai11ierten Bauunterlagen bekannt. Bleibt nur der Schluß im Sinne einer neuen Überschrift: Das Monstrum muß weg!

Anscheinend oder scheinbar - das ist und bleibt auch 1994 die Frage. Doch damit können und wollen wir uns nicht begnügen. Ich rufe deshalb alle Vereinsmitglieder auf, sich eine eigene Meinung zu dem, was sich im Nationalpark tut (oder auch nicht) zu bilden. Auf unserer Jahreshauptversammlung, am 26. Januar 1994, werden wir uns darüber verständigen, wie wir künftig eher und wirkungsvoller in die Offensive gelangen.

Bis dahin wünsche ich allen Mitgliedern alles Gute!

Ihr Dr. Reinhard Bülte


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 17.07.1998

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