Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.8                                                  Juni 1995


Vorwort

Werte Vereinsmitglieder,

wie überschrieben wir doch das Vorwort im vorangegangenen Informationsblatt: "Was man alles einschlagen kann..." - Nun, da waren Ausmaß und vor allem Art und Weise des Bucheneinschlages am Herthasee und in anderen Gebieten der Stubnitz noch nicht vollends überschaubar.

Einer Anregung des Redaktionsbeirates und einem Vorstandsbeschluß folgend, möchten wir daher mit dem vorliegenden Heft einige Hintergründe, Zusammenhänge und Reaktionen auf die umstrittenen forstwirtschaftlichen Maßnahmen näher verdeutlichen.

Vorwegnehmend jedoch dieses: Der Nationalparkidee ist durch die rücksichtslose, wirtschaftsbetonte Waldnutzung Schaden zugefügt worden. Angesichts kreischender Sägen, stürzender Buchen, strapazierter Bodenvegetation und zerstörter Wege mutete es in der Vorsaison geradezu lächerlich an, von den Besuchern des Nationalparks die Berücksichtigung von Geboten und die Einhaltung von Verboten "zum Schutze der Natur, der natürlichen Kreisläufe sowie der Lebensgemeinschaften" einzufordern. Vor allem die mehrjährigen Bemühungen der Vereinsmitglieder um breitere Akzeptanz gegenüber dem Nationalpark sowie um eine dem Schutzstatus entsprechende Besucherlenkung wurden in Frage gestellt.

'Hausherrenrecht' so unsensibel, mit der Motorsäge gewissermaßen, durchzusetzen, das hat mehr als nur Buchen gefällt.

Vorwegnehmend auch dieses: Obwohl von den Vorgängen unmittelbar betroffen, reagierte der Vorstand des Vereins zunächst ungläubig-zögerlich im Widerstreit mit Stillhalteparolen ('Es ist alles rechtens!") und radebrechenden Rechtfertigungsversuchen der Fällaktion nicht nur durch das Ministerium für Landwirtschaft und Umweltschutz, sondern auch durch das Nationalparkamt in Speck.

Die lediglich halbherzigen Ausblicke auf notwendige Veränderungen im Schutzkonzept (Waldbehandlungsrichtlinie), die unsere Proteste und den anhaltenden Widerstand selbst internationaler Umweltverbände beschwichtigen sollten, überzeugten nicht. Die Reaktionen reichten von angedrohten Vereinsaustritten über den - Gott sei Dank nur verbal! - beabsichtigten Griff in die Säge bis zu scharfer Kritik an der Vorstandsarbeit.

Darüber, über die weitere Vereinsarbeit wie auch über die zukünftige Zusammensetzung des Vorstandes wird daher auf unserer nächsten Versammlung wieder einmal sehr ernsthaft zu reden sein.

Vorwegnehmend schließlich noch jenes. Ganz ohne Wirkung blieben unsere Bemühungen nicht ! Nunmehr vom Ministerium für Landwirtschaft und Umweltschutz angekündigte Maßnahmen, die Leitungsstruktur in den Nationalparken zu verändern, gehen durchaus in die von uns geforderte Richtung: Aufwertung des Nationalparkamtes und seiner Außenstellen. 

Damit kann den spezifischen Gegebenheiten und Problemen eines Nationalparks - im Gegensatz zu herkömmlichen Forstrevieren - wirksamer entsprochen werden.

Über die weitere Entwicklung werden wir im Folgeheft ausführlicher informieren.

Ihr Reinhard Bülte


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 17.07.1998

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