Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.2                                                   November 1992


Wanderwege im Nationalpark (I)

Regelmäßig will Ihnen der Verein künftig Wanderwege in unserem Nationalpark vorstellen. Den Beginn soll heute eine historische Beschreibung des Hochuferweges von Sassnitz nach Stubbenkammer machen (Zitiert aus Griebens Reiseführer).

Von Saßnitz nach Stubbenkammer

Der Uferwaldweg nach Stubbenkammer (Fußweg, 9 km, 2-3 h) ist wohl die schönste Partie auf der Insel; man versäume nicht, diesen Weg einmal zu Fuß zurückzulegen. Durch die vielen ins Meer strömenden Bäche und die tiefen Schluchten steigt man freilich oft hinauf und hinab, wird aber durch die herrlichen Aussichten und durch die prachtvolle Waldung reichlich entschädigt; auch findet man vielfach Bänke zum Ausruhen. Das Auffinden des Uferwaldweges ist nicht schwierig. Man geht an dem Restaurant Saßnitzer Hof, dem Hotel Kaiserhof, den Tennisplätzen, dem Hotel Waldesruh vorbei in den Wald und sucht nun auf dem zweiten, sich halbrechts wendenden Weg das hohe Ufer zu erreichen.

Man kann diesen Uferweg auch erreichen, wenn man durch das Dorf an den Strand hinab geht und dann l. der Strandpromenade folgt. Man findet 5 Min. hinter dem Strand-Cafe einen Aufgang, der in die Luisenstraße ausmündet, der erste Weg r. ist die in den Wald führende Weddingstraße. 1 Min. weiter, kurz nach dem großen, in der See liegenden, scherzweise Kl.Helgoland genannten Findlingsblocke, noch vor dem Kanalisationspumpwerke ist ein zweiter Aufstieg; er führt ebenfalls zur Weddingstraße. Nach wieder 4 Min. zwei durch Tafeln bezeichnete Aufstiege nach Stubbnnkammer: 6 Min. weiter zeigt ein Wegweiser zur Piratenschlucht; wählt man diesen Steig, so überschlägt man allerdings den Aussichtspunkt Bläse. Nach 4 Min. weiter folgt die Tafel "Letzter Aufstieg vom Strande", man erreicht das hohe Ufer auch noch vor dem Hengst. Die Strandpromenade setzt sich zwar noch ein Endchen fort, doch führt infolge der vielen Abstürze kein anderer Weg mehr nach oben.

Oben bleibt man möglichst nahe dem hohen Uferrande und erblickt dann bald rechts vom Pfade eine ins Meer vortretende Kreidewand, die Bläse genannt.

Der freie Blick über das Meer ist hier überraschend. An vielen Stellen bedarf es nur weniger Schritte nach rechts, um diese wohltuende Aussicht auf das Meer zu genießen. Doch trete man nicht bis an den äußeren Rand vor, da hier leicht eine Loslösung der äußeren Erdschollen erfolgen kann. Kurz vor dem Hengst Wegweiser zur eben erwähnten romantischen Piratenschlucht.

Der nächste freie Standpunkt, ein mächtiger Kreidewürfel, auf schiefer Uferabdachung ruhend, heißt der Hengst (25 Min.). Es folgt der Lenzer Bach, die Cäciliensicht, der Wissower Bach.

Kurz nach dem letzteren, 1 St. von Saßnitz, ragen zwei namentlich vom Wasser aus malerisch erscheinende Kreidewände. die Kleinen Wissower Klinken, empor. Noch weiter hinauf - etwa auf dem Drittel des Weges zwischen Saßnitz und Stubbenkammer - trifft man die Großen Wissower Klinken, von welcher Stelle aus man die weiteste und schönste Aussicht über die Ufervorsprünge genießt. Kenntlich ist der Platz an dem hier befindlichen Gedenkstein des Pommerschen Forstvereins 1896. Der bequeme Weg abwärts endet auf dem Steingeröll des Strandes, führt aber nicht weiter. Hier etwas waldeinwärts liegt die Restauration Waldhalle, verbunden mit Konditorei und Logierhaus, in welcher man sich einige Ruhe und erfrischende Labung gewähren kann. Der Wirt besitzt eine schöne Sammlung Steinwaffen. Bei längerem Aufenthalt in Saßnitz pflegt man häufig am Strande entlang bis zur Tafel "Letzter Aufstieg vom Strande" zu gehen (vom Strand-Cafe bis hierher 22 Min.). Als Rückweg von der Waldhalle wählt man gewöhnlich den Hochuferweg.

5 Min. hinter der Waldhalle, an der man vorbei muß, da es dicht am Strande keinen Weg gibt, folgt man dem Wegweiser nach der E.M.Arndt-Sicht, von wo sich die Klinken besonders schön darstellen, dann geht man zurück zur Waldhalle und bleibt auf dem mittleren unbezeichneten Wege. Nach 25-30 Min. von der Waldhalle steigt man zum Kieler Bach hinab. Dieser ist leicht an seinem außerordentlich breiten und tiefen Bett zu erkennen, in dem man auf Stufen zum Strande hinabgelangen kann. Die Breite der Schlucht ist durch einen Kreidebruch entstanden, der bis l893 im Betriebe war. Nach einigen Stufen des Abstieges zeigt sich links ein kleiner Pfad (kein Wegw.), der in 5 Min. zur Auguste-Victoria-Sicht führt.

Dies ist ein an der Vereinigung des Briesnitzer und Kieler Baches hochgelegener Waldplatz mit Blick auf See; laut Gedenkstein so genannt zum Gedenken an das Verweilen der Kaiserin hierselbst am 27. Juli l890.

Vom Kieler Bach an läuft der Pfad dicht am Ufer. Der nächste Aussichtspunkt heißt Kieler Ufer, der folgende, in tiefer Waldschlucht murmelnde Bach ist der Kollicker Bach. Die nächste etwas vorspringende Uferstrecke heißt Kollicker Ort, ihr gegenüber befindet sich ein der Schiffahrt gefährliches Riff, der Jasmund-Stein; deswegen ist hier 30 m über dem Wasserspiegel ein vom Fußwege nicht zu erblickender kleiner Leuchtturm gebaut worden.

Nach einer weiteren kleinen Stunde, in der man den Steinbach überschreitet, erblickt man die Kreidewand von Klein-Stubbenkammer. Hier sind die hervorragendsten Aussichtspunkte: die Victoria-Sicht, von der man zuerst auf den Königsstuhl einen sehr schönen Blick hat, dann die Wilhelms-Sicht, zur Erinnerung an die Anwesenheit des Kaisers Wilhelm 1. und der Kaiserin am 10.Juni 1865 durch Denksteine bezeichnet. Bei der Wilhelmssicht Seezeichen und Nebelhorn.

Nach fortgesetzter Wanderung tritt bald Groß-Stubbenkammer mit der hoch über dem Meere vorspringenden Ecke, Königsstuhl genannt, hervor. Die Erhöhung, die man überschreitet, um zum Königsstuhl zu gelangen, ist ein Hünengrab, das Königsgrab.

Stubbenkammer - Saßnitz: Da der Uferweg vielfach auch von Stubbenkammer aus gemacht wird, hier die Hauptpunkte noch einmal in umgekehrter Reihenfolge: Königsstuhl, Wilhelm-Sicht, Victoria-Sicht, Steinbach, Kollicker Ort, Kollicker Bach, Kieler Ufer, Kieler Bach mit Auguste-Victoria-Sicht, E. M. Arndt-Sicht, Wissower Bach, Cäciliensicht, Lenzer Bach, Hengst, Piratenschlucht, Bläse.


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 05.08.1998

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