Der Nationalpark Jasmund

Mitteilungsblatt des Vereins der Freunde und Förderer des Nationalparkes Jasmund e.V.

Nr.13                                                   September 1998


Wiesen oder Moore ?

Wenn der Besucher im Nationalpark Jasmund auf seiner Wanderung plötzlich vor einer Lichtung steht, nimmt er erst einmal eine Feuchtwiese wahr. Nicht jeder weiß, daß es sich hierbei um ein an der Oberfläche entwässertes Moor handelt. Ob dies ein Quell-, Durchströmungs-, Versumpfungs- oder gar ein Kesselmoor ist, läßt sich meistens erst nach umfangreichen Untersuchungen feststellen.

Moore haben in der Natur einen sehr hohen Stellenwert. Keine Landschaftsform kann derart vielfältige Lebensgemeinschaften beherbergen wie intakte Moore. Der natürliche Wasserhaushalt wird wesentlich von Mooren beeinflußt. Moore wirken sich auf das lokale Klima, die Luft- und Grundwasserqualität aus. Sie beeinflussen geologische Veränderungen und sind eines der wenigen noch erhalten gebliebenen, vor 10.000 Jahren entstandenen Eiszeitrelikte. Zusammenfassend kann man sagen, daß die Moore Mitgestalter natürlicher Kreisläufe sind. Aus diesen Gründen sind die Moore auch für die Lebensqualität des Menschen von hoher Bedeutung.

Eine sehr hohe Anzahl der über 100 Moore im heutigen Nationalpark Jasmund hat man in den letzten ca. 150 Jahren an der Oberfläche entwässert. Damit entstanden aus der Naturlandschaft "Moor" eine Kulturlandschaft "Wiese", die wirtschaftlich zur Viehweidung und Heugewinnung genutzt wurde. Mit dem heute geltenden Status "Nationalpark" hat die wirtschaftliche Nutzung dieser "Moor-Wiesen" in der Stubnitz nur noch untergeordnete Bedeutung. Wenn aber das Mähen und Beweiden in Zukunft ausbleibt, siedeln sich auf diesen Flächen sehr schnell Bäume, wie z.B. Birken, Erlen oder Fichten an, die wiederum das restliche Oberflächenwasser aufbrauchen. In Kürze gewinnt der Wald die Oberhand und viele hochspezialisierte, vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Tiere verlieren ihre Lebensgrundlage. Die Menschen werden wieder einmal um einen nicht wiederbringlichen Naturschatz ärmer.

Um dem entgegen zu wirken, beschloß das zuständige Ministerium in Mecklenburg/Vorpommern ein Moorrenaturierungsprogramm. Ziel ist es, die durch Entwässerung geschädigten Moore mittels Anhebung ihres Wasserstandes neu zu beleben, die Ursprünglichkeit dieser Landschaften wieder herzustellen. Erste Erfolge sind z.B. im Trebeltal und im Kieshofer Moor bei Greifswald zu verzeichnen. Aber auch in unserem kleinen Nationalpark Jasmund wurden vorhandene Möglichkeiten genutzt, die vielen kleinen aber überaus vielseitigen und interessanten Moore aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. Wegbereitend dafür führte die Aachener Landschaftsökologin Christina Paulson in den Jahren 1995 und 1996 umfangreiche Untersuchungen in den Stubnitzmooren durch. Ihre dabei gewonnenen Erkenntnisse baute sie auf die wissenschaftlichen Ergebnisse der in den 50-er Jahren durch Dr. Jeschke, bis vor kurzem noch Leiter des Landesnationalparkamtes Mecklenburg-Vorpommern in Speck, unternommenen Forschungsarbeit in den Mooren der Stubnitz auf. Analog dazu werden zur Zeit über eine AB-Maßnahme von Klaus Scheil und Joachim Timm, zwei ehemaligen Nationalparkwächtern, hydrologische Untersuchungen durchgeführt. An speziell ausgewählten Stellen führen sie praktische Versuche durch, um Möglichkeiten zu finden, die Wasserverluste in den Mooren wirkungsvoll und umweltschonend höchstmöglich zu minimieren. Da ihnen zu diesem Zweck keine Sachmittel zur Verfügung stehen, erhalten sie Unterstützung vom Nationalparkamt Rügen, dem Förderverein und für spezielle Materialtransporte stellt die Revierförsterin Saskia Verton ihre Pferde zur Verfügung. Allen Helfern sei an dieser Stelle für ihre bisherige Unterstützung des Projektes gedankt.

Joachim Timm


Hinweise, Kommentare und Vorschläge bitte an teschke@mathematik.hu-berlin.de

Letzte Änderung: 28.09.1998

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